Kungsleden Etappe Zwei: Abisko – Alesjaure

Die zweiten Etappe des Kungsleden ist eine der herausforderndsten. Auf 20.4 Kilomentern erlebst du zwischen Abisko- und Alesjaure schweißtreibende Aufstiege, ein magisches Vogelparadies und verschlafene Sami-Dörfer. Die wilde Natur Schwedisch Lapplands wird deine Ausdauer auf die Probe stellen – dich dafür aber mit einzigartigen Erlebnisse beschenken.

Frühe Vögel

Mit schmerzendem Rücken wache ich in der STF Hütte Abiskojaure auf und überwinde mich zu einem frühen Start. Die zweite Etappe des nördlichen Kungsleden gilt als eine der längsten und bergigsten. Ich habe großen Respekt vor dem Anstieg mit meinem schweren Rucksack und möchte ausreichend Zeit dafür haben. Im Vergleich zu den Höhenmetern, die ich bei den Bergtouren im Münchner Umland durchschnittlich hinter mich bringe, sind die knapp 400 dieser Etappe Firlefanz. Dennoch möchte ich unter den erschwerten Bedingungen nicht in Stress kommen.

God tur – Gute Wanderung!

Die Tagesetappe startet im Abisko Nationalpark, an dessen Rande einige Menschen campen, die morgens verschlafen aus ihren Zelten kriechen. Dieser Abschnitt ist jedoch recht früh vorbei und geht dann in einen steilen, bergigen Aufstieg über, der mir zusammen mit der morgens schon intensiven Sonne den Schweiß aus den Poren treibt. Ab hier geht es für die nächsten Tage oberhalb der Baumgrenze weiter.

Abisko Nationalpark

Für eine willkommene Aufheiterung sorgen die langschnabeligen großen Vögel, die sich hier tummeln. Meine Google-Recherche ergibt, dass es sich hierbei wohl um sogenannte Brachvögel handelt. Auch Moorhühner inklusive Babies sind wieder mit von der Partie. Ein Pärchen watschelt gemütlich vor mir über den Plankenweg. In der Ferne höre ich einen Kuckuck. Der Kungsleden gilt als Vogelparadies. Ich sehe viele Arten kleinerer Singvögel. Auch ein Frosch und einige ziemlich dicke Hummeln kreuzen meinen Weg.

Meditative Momente

Der Dag Hammarskjöldsleden ist ein 105 km langer Weitwanderweg, der nach dem ehemaligen UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld benannt ist. Er überschneidet sich ab Abisko über 72 km mit dem Kungsleden. Entlang dieses Teilabschnitts gibt es sieben wunderschöne Meditationsplätze an landschaftlich besonders beeindurckenden Wegpunkten. Diese sind mit großen Steinen markiert, auf denen sich Zitate von Dag Hammarskjöld (auf Schwedisch und Sami) finden. Eine tolle Möglichkeit zum Pausieren und Innehalten!

Meditationsplatz am Dag Hammarskjöldsleden

Ein solcher Meditationsplatz befindet sich nach der bergigen Etappe und ruft mich zum Verweilen. Ich klettere auf einen großen Felsen, blicke auf einen tosenden Gebirgsfluss, über den sich eine wackelige Hängebrücke spannt und lade meine Batterien mit einem Proteinriegel wieder auf.

Good to know: Ich habe einen ganzen Sack von Proteinriegeln verschiedener Hersteller mit auf die Wanderung genommen. Der Markt boomt ja und die Weitwanderung ist mir ein willkommener Vorwand, um mich einmal quer durch das aktuelle Angebot zu probieren. Fazit: Mein klarer Favorit sind Designer-Protein-Bars der Marke ESN.

Wetterwechsel und Konditionstest

Das Wetter schlägt um. An die Stelle der Sonne treten Wind, Wolken und Kälte. Das spornt mich an, Gas zu geben, um die sichere Alesjaure-Hütte so schnell wie möglich zu erreichen. Ich bin stolz auf meine Kondition und dankbar für meine starken Beine, die mich quer durch Schwedisch-Lappland tragen. Auch der Rucksack fühlt sich heute deutlich leichter an. Mein Körper scheint den ersten Schock überwunden zu haben und sich anzupassen. Dennoch wird es auf den letzten 3-5 Kilometern zäh.

Die Versuchung ist groß, am Bootsanleger zu stoppen und die letzten Kilometer einfach abzukürzen. Deutsche Weggefährtinnen, die ich später kennenlerne, haben genau das gemacht. Sie berichten mir von einer amüsanten Bootsfahrt, die von einem Sami aus dem am See gelegenen Dorf organisiert wird, sobald müde Wanderer eine gelbe Flagge am Anleger hissen. Er erzählt nette Anekdoten aus dem Leben im Sami-Dorf. Er berichtet unter anderem, dass es nicht immer einfach ist, wenn bis zu drei Generationen in einem kleinen Haus auf engem Raum zusammenleben. Und dass es einen sogenannten „Facebook-Felsen“ gibt, auf den die Dorfjugend klettert, um die einzige Stelle zu erwischen, an der in der näheren Umgebung etwas Mobilempfang zu erhaschen ist.

Ich widerstehe der Versuchung und beisse mich durch. Denn: Ich habe mir fest in den Kopf gesetzt, wirklich den ganzen Weg zu Fuß zu gehen. Mir kommen schwedische Wanderer entgegen, die mir begeistert von 1.500 Rentieren erzählen, die auf Höhe der Alesjaure-Hütte am Berghang weiden. Das gibt mir neuen Elan und ich schaffe es genau rechtzeitig bis zur STF-Hütte, bevor Regen einsetzt.

Sauna Session

Bei dem Schmuddelwetter benutze ich abends liebend gerne die Sauna. Zwei nette Frauen, erklären mir als Rookie die Funktionsweise: Der Ofen wird mit Holzscheiten befeuert und man muss regelmäßig nachlegen, damit das Feuer nicht ausgeht, das um Punkt 17:00 vom Stugvärd eingeschürt wird. Indem man mit einer Kelle Wasser auf die Steine über dem Feuer giest, wird dieses zum Verdampfen gebracht und die Hitze im Raum erhöht.

Zum Abkühlen gibt es verschiedene Optionen. Ich wähle die Light-Variante indem ich den benachbarten Duschraum nutze. Andere springen kurzerhand in den Bergsee. Ein Schild in der Sauna ermutigt dazu, sich im Winter zum Abkühlen auch gerne im Schnee zu rollen.

Es schüttet in Strömen und ich bin sehr dankbar, das Spektakel später am Abend in meinem gemütlichen Hütten-Bett liegend durch die Fensterscheibe zu betrachten. Ich unterhalte mich noch eine Weile mit einer aus Tibet stammenden Chinesin. Sie lebt seit acht Jahren in Schweden, liebt die Berge und wandert ebenfalls alleine auf dem Kungsleden. In schweigender Gesellschaft lesen wir beide noch eine Weile auf unseren E-Readern, bevor ich mit erfrischtem Geist und erfrischtem Körper in den dringend benötigten Schlaf sinke.

Verfasst von:

Hallo! Mein Name ist Daniela. Ich arbeite im Marketing und lebe in München. Wenn ich nicht gerade arbeite oder reise, übe ich traditionelle Kampfkunst, Yoga oder mache Wanderungen in den bayerischen Voralpen. Schön, dass du hier bist und Teil meines Weges sein möchtest.

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