Eine Wanderung auf den Elephant Mountain gehört zu den Top-Aktivitäten eines jeden Taipei-Besuchers. Nur ein kurzer Aufstieg trennt dich von einer der spektakulärsten Aussichten auf Taipeis-Skyline – ob bei Tag oder bei Nacht.
Der Taipei 101 ragt kerzengerade aus dem Häusermeer, das sich bis zum Horizont erstreckt. Am Ende ist dieser Ausblick aber nur die Kirsche auf der Torte. Die Momente, die mir wirklich in Erinnerung bleiben, geschehen entlang des Weges: Meinen Weg auf den Gipfel begleiten eine italienische Violinistin, taiwanesische Fitness-Rentner und beeindruckende Schmetterlinge, die mit mir durchs Grüne tanzen.
Weg zum Trailhead
Den Trailhead erreicht ihr über die Station Xiangshan und einen kurzen Fußweg durch den gleichnamigen Park und eine beruhigte Nachbarschaft. Bereits beim Auftauchen aus der U-Bahn erhebt sich Taipei’s Wahrzeichen imposant über euren Köpfen.
Auf dem Weg habt ihr noch die Gelegenheit euch beim Convenience Store eurer Wahl mit Snacks für die Wanderung einzudecken. Mir fallen zum ersten Mal in dunkler Brühe schwimmende Eier in einem großen beheizten Bottich auf. Kein sehr appetitlicher Anblick! Ich wähle einen mit Sesampaste gefüllten bao bun. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keine Ahnung davon, dass Taiwan’s berühmte Teeeier bald schon zu meinem täglichen Snack-Repertoire gehören werden!
Gipfel-Momente
Der Aufstieg ist unspektakulär und mit normaler Kondition leicht machbar. Erschwerende Umstände sind die Moskitos und die hohe Luftfeuchtigkeit. Ich schwitze völlig unverhältnismäßig zur Anstrengung. Es gibt immer wieder Bänke zum Pausieren und Aussichtspunkte. Mit jeder Etappe wird der Blick auf Taipei’s Skyline spektakulärer.
Auf dem Peak treffe ich eine nette Violinistin aus Italien, die in Berlin lebt und aus beruflichen Gründen in Taipei ist. Wir vernetzen uns und machen ein kleines Fotoshooting vor beeindruckender Kulisse. Shoutout to you Cristina Cazac – vielen Dank für die wundervollen Bilder!
In der Nähe des Aussichtspunkts befinden sich Sportgeräte, an denen ein Grüppchen älterer Taiwaner trainieren. Ein charmanter Pensionär, der hier nach eigener Aussage täglich eineinhalb Stunden sportelt, empfängt und instruiert uns in perfektem Englisch zu den Wanderwegen, die wir an diesem Punkt weiter nehmen können. Inklusive Wetterwarnung und Einordnung der benötigten Fitness. Hilfreich und herzerwärmend!
Weiter zum 9-5 Peak
Cristina entscheidet sich, den Rückweg anzutreten. Da für mich die Wanderung bisher keine große körperliche Herausforderung ist, beschließe ich zum 9-5 Peak weiter zu gehen. Der Name leitet sich aus dem Umstand ab, dass ein 95-Jähriger ihn entdeckt und erklommen hat. Eine schöne, leicht anstrengende Trekking-Tour, bei der ihr hauptsächlich Locals treffen werdet, die einen Ausflug in die umliegenden Berge machen. Eine sehr gute Gelegenheit euer ni hao zu trainieren!
Auf dem Weg begleiten mich beeindruckende Schmetterlinge und deren Raupen, die sich von Bäumen abseilen, Eidechsen und freche Eichhörnchen, die sich an den Pausen-Spots aufhalten, um den Rastenden Futter abzuluchsen. Taiwanische Omis marschieren zur Begleitung klassischer Musik aus Boxen zügig an mir vorbei. Es bieten sich immer wieder tolle Aussichten über Taipei.
Guanyin im Dschungel
Ein besonderes Highlight auf dieser Tour ist sicher der Guanyin gewidmete Tempel, den ihr auf halbem Weg passieren werdet. Die Atmosphäre ist so still und feierlich, dass ich kurzzeitig vergesse, mich im bergigen Dschungel an den Ausläufern einer Millionenstadt zu befinden.
Als ich den Gipfel erreiche, kippt das Wetter um. Die Wolken ziehen sich zu und ich verdrücke meine Snacks in Rekordgeschwindigkeit, um mich schnellstmöglich auf den Rückweg zu machen.
Ich lege einen regelrechten Spurt ein und komme erschöpft, durchgeschwitzt und mit krachendem Magen am Fuße des Berges an. Zum Glück muss man in Taiwan nie lange nach der nächsten Food Option suchen. Ich lege eine dringend benötigte Rast in einem wunderbaren kleinen Laden ein, der sich in der Straße gegenüber vom Trailhead befindet.
Sesam-Nudeln und Boba-Tee
遇寓好食 ist Blumenshop und Restaurant in einem. Bei exquisiten kalten Nudeln mit Sesamsauce und einem sündig-leckeren Boba-Milchtee fülle ich meine Energiespeicher wieder auf. Die Speisen sind wunderschön angerichtet. Man merkt, dass die Besitzerin Floristin ist.

Mein schweißdurchtränktes T-Shirt und die Klimaanlage im Innenraum sind keine gute Kombination. Deshalb setze ich mich nach draußen. Beim Essen fällt mein Blick auf den gegenüberliegenden Tempel, in dem die Mönche ihrem Tagwerk nachgehen. Als sie mich bemerken, nicken sie mir freundlich zu. Mein Herz ist voll.
Der Elephant Mountain ist ein super Einstieg, um sich mit dem Wandern in Taiwan vertraut zu machen. Für mich ist es nur der Anfang. Denn: Taipei ist von Bergen umringt – hinter jedem Trail wartet eine neue Überraschung. Versteckte Tempel, atmosphärische Wälder und Ausblicke, die ihr nicht schon hundertfach auf Instagram gesehen habt.
Im nächsten Artikel nehme ich euch weiter mit hinaus in die Natur rund um Taiwan’s Hauptstadt. Es geht wieder hoch hinaus – diesmal nicht nur zu Fuß, sondern auch per Seilbahn.
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