Ein weitläufiger Park mit Burgruine, die Geschichte einer treuen Hunderasse und kalte Udon-Nudeln. Die 300.000 Einwohner-Stadt Akita ist ein charmanter Zwischenstopp auf der Reise durch West-Honshū. Im Reiseführer unseres Vertrauens wird um Akita kein großes Aufheben gemacht. Umso überraschter war ich davon, wie bezaubernd sich unser Aufenthalt dort gestaltete.
Idyllischer Senshu-Park
Die Hauptsehenswürdigkeit in Akita ist der Senshu-Park mit seiner Burgruine. Die Burg Kubota stammt aus dem Jahr 1604, fiel jedoch einem Brand zum Opfer. Heute ist entsprechend nicht mehr viel zu sehen. Dennoch lohnt der weitläufige Senshu-Park einen Besuch. So wie eigentlich jeder Park in Japan. Parks können die Japaner einfach!
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war die Lotusblüte gerade zu Ende gegangen und die herbstliche Laubfärbung hatte noch nicht richtig begonnen. Nichtsdestotrotz konnten wir uns wunderbar durch den Park treiben lassen. Begleitet wurde unser Spaziergang vom dumpfen Klang ferner Trommeln.
Tipp: Auch wenn die älteren Damen, die geschäftstüchtig am Parkeingang warten, wirklich sehr entzückend sind: Vom Kauf einer Eiscreme in Rosenblütenform würden wir abraten. Sieht toll aus und die Instagram-Community freut sich. Schmeckt aber leider nur nach künstlichem Kaugummi.
Hachikos Erben: Akitas einzigartige Hunde
Überraschenderweise wird in Reiseartikeln zu Akita kaum auf die von dort stammende Hunderasse hingewiesen. Dabei hätte ich eins und eins zusammen zählen können, als mir im Shopping Center, in dem wir parkten, ein überlebensgroßes Hunde-Maskottchen entgegen wackelte. Ich bereue es heute noch, kein Bild mit ihm gemacht zu haben.
Die Hunderasse kennt ihr unter anderem aus dem Film „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“, der von einer wahren Geschichte inspiriert ist: Ein treuer Akita namens Hachiko kehrte neun Jahre lang täglich zum Bahnhof in Tokio zurück, um auf sein verstorbenes Herrchen zu warten. Heute erinnert ein Bronze-Denkmal in Shibuya an diese rührende Erzählung.
Seit 1931 gehört die Hunderasse Akita zum „Naturdenkmal Japans“. Der Charakter des Hundes wird als treu, ruhig und eigensinnig beschrieben. Und passt für mich damit sehr gut zum Nationalcharakter dieses einzigartigen Landes.
Kalte Udon: Eine kulinarische Zeitreise
In Akita führte uns die Empfehlung des Lonely Planet zu einem fabelhaften Restaurant namens Kanbun Gonendo. Das Lokal serviert eine Spezialität aus der Region: Inaniwa Udon. Eine besonders dünne, sehr bissfeste Weizennudel, die nach dem Kochen mit Eiswürfeln gekühlt wird. Serviert werden die kalten Udon mit verschiedenen Saucen und Gemüse-Tempura.
Die Tatsache, dass die Nudeln kalt sind, behagt nicht jedem. Ich gehöre definitiv zu den Fans. Und bin damit in guter Gesellschaft: Das Rezept lässt sich bis ins Jahr 1665 zurückdatieren und wurde bereits von den Samurai geschätzt. Inaniwa Udon waren ein beliebtes Geschenk, das die Feudalherren dem Shogunen in Edo (heutiges Tokio) bei ihren Staatsbesuchen mitbrachten.
Tipp: Im selben Shopping Center wie befindet sich die wunderbare Bäckerei Grissini. Nicht nur gibt es dort sagenhaft gute Backwaren, die sogar mit englischen Schildern erklärt werden (das war die einzige Japanische Bäckerei auf unserer Reise, in der eine solche Hilfestellung geboten wurde). Ihr könnt bei den freundlichen Damen hinter der Theke auch euer Parkticket entwerten lassen und zahlt damit erheblich weniger.
Mein Fazit
Akita ist ein sympathischer, entspannter und einladender Ort, an dem es einiges zu Entdecken gibt. Ein Zwischenstopp auf eurer Reise durch Honshūs Westen lohnt sich allemal.
Und je nachdem, wohin es euch im Anschluss zieht, wartet bei der Weiterfahrt vielleicht sogar eine epische Szenerie auf euch: Uns begleitet der Geruch von Nadelbäumen und Regen während wir entlang der Küste des Japanischen Meeres weiter nach Atsumi Onsen fahren.
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