Meine Japan-Reise endet dort, wo sie vor sechs Jahren ihren Anfang genommen hat: In der Millionenmetropole Tokio. Genauer gesagt, in meinem Lieblingsviertel: Dem charmanten und quirligen Asakusa.
In 2017 hatte ich mir selbst das Geschenk meiner ersten Japan-Reise gemacht, nachdem ich meinen MBA in der Tasche hatte. Knapp zwei Wochen lang bereiste ich mit dem Japan Rail Pass die klassische Route von Tokio nach Kyōto, Hiroshima, Miyajima und zurück.
Schon damals hatte mich der Stadtteil Asakusa völlig in seinen Bann geschlagen. Als ich nach langer Reise das erste Mal aus der U-Bahn auftauchte, war ich überwältigt von all den Eindrücken, die auf mich einprasselten. Damals fand gerade die Sanja Matsuri statt. Das ist ein dreitägiges Festival rund um den Sensō-ji Tempel, bei dem traditionell gekleidete Japaner:innen kleine portable Schreine für symbolische Shintō-Götter durch die Straßen tragen. Dabei trommeln, rufen und tanzen sie was das Zeug hält, um ihrem Viertel Glück zu bescheren.
White Owl Hostel: Unterkunft mit Ausblick
Einen besseren ersten Eindruck von Japan hätte mir Asakusa damals nicht schenken können. Deshalb war für mich klar, dass ich die letzte Unterkunft dieser zweiten Reise wieder dort buchen wollte. Mein gemütliches Box-Hostel mit dem leckeren „Toast & Ei“-Frühstück von damals gibt es inzwischen leider nicht mehr. Aber mit dem Wise Owl Hostel in Sumida habe ich eine sehr gute Alternative gefunden.
Die Lage ist eigentlich nicht zu überbieten: Ihr blickt direkt auf den Tokyo Skytree. Der höchste freistehende Rundfunkturm der Welt ist nur wenige Minuten zu Fuß entfernt. In entgegengesetzter Richtung erreicht ihr nach einem ebenso kurzen Spaziergang den Sumida-Fluss und könnt euch nach dessen Überquerung in den Trubel Asakusas stürzen.
Boxenstopp mit Ramen
Nach dem kurzen Check-in im Hostel folge ich den dort aushängenden Restaurant-Empfehlungen. Ich war am selben Tag erst aus Osaka angereist und hatte kein wirkliches Mittagessen gehabt. Deshalb fiel ich direkt im Ramen-Lokal „Ichiran Asakusa“ ein, um meine Batterien wieder aufzuladen.
Das Restaurant ist sehr ausländerfreundlich. Da wir die letzten Wochen vorwiegend in kleinen, lokalen Restaurants abseits der Touristen-Pfade gegessen hatten, wirkte es auf mich sogar sehr kommerziell. Und hands down: Nichts wird jemals an Houryo Ramen in Sapporo herankommen. Die Story dazu könnt ihr hier nachlesen.
Wenn ihr euch aber noch nicht so recht an die japanische Gastro-Szene heran traut, oer es einfach gerade unkompliziert haben möchtet, ist dieses Lokal eine dankbare Adresse. Es kann eigentlich nichts schief gehen: Englische Hinweise sorgen für einen geordneten Besucher-Strom, ihr zieht euer Ticket am bebilderten Verkaufsautomaten und das Personal schleust euch weiter. Die Speisen sind solide und die Preise fair.
Spaziergang am Sumida-Fluss
Neben dem Wise Owl Hostel befindet sich der Sumida Park, in dem an diesem Abend ein kleines Kino-Festival stattfindet. Neben der Musik gibt es fast nur Verkaufsstände für Alkohol, weshalb ich nach kurzer Zeit weiter ziehe. Und ein Highlight entdeckte, das ich jedem dringend ans Herz legen möchte: Den Sumida River Walk.
Die atmosphärische Brücke über dem Sumida-Fluss war mir bei meinem letzten Aufenthalt schlichtweg entgangen und ich frage mich immer noch, wie das passieren konnte. Von der Brücke aus eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama auf Skyline, Promenade, umliegende Hotels und Firmengebäude (am prominentesten die „goldene Welle“ von Asahi-Bier) sowie eine Vielzahl von Schiffen, die zum Sonnenuntergang „dinner cruises“ anbieten.
Ich überquere die Brücke im Laufe des Abends sicher vier Mal und bin immer wieder sprachlos. Ich teile mir den „river walk“ mit nur wenigen anderen Fußgängern und der Metro, die in regelmäßigen Abständen über die Brücke donnert. Vor allem treffe ich auf Hobby-Fotografen, die eifrig darum bemüht sind, den Sonnenuntergang und später die spektakulären Lichter bei Nacht einzufangen.

Zumal wir in dieser Nacht auch noch mit einem atemberaubenden Vollmond beschenkt werden, den die Japaner offensichtlich besonders verehren. Es gibt wenige Momente im Leben, an denen man das Gefühl hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dies ist einer davon.
Straßenparty in Asakusa
Den Rest des Abends lasse ich mich durch das verrückte Getümmel Asakusas treiben. Ich gönne mir eine letzte Kugel köstlicher Matcha-Eiscreme und finde viel Freude daran, die feiernden, trinkenden und schmausenden Menschen zu beobachten.
Mitten in einer der Hauptstraßen ist sogar ein DJ-Pult aufgebaut, vor dem ich bestimmt eine Stunde verbringe, weil mich die ausgelassene Stimmung so begeistert. Kinder, Touristen und gut angetrunkene Japaner tanzen zu einer bunten Mischung aus Hip-Hop, Pop und Rock Klassikern.
Sogar einer der durchtrainierten jungen Männer, die an den Touristenorten Rikschas mit laufmüden Besuchern hinter sich her ziehen, legt eine Tanzeinlage hin, die sich gewaschen hat. Ich vermute, dass er eine Ausbildung in Ballett oder Contemporary Dance hat und sich mit dem Rikscha-Fahren nur etwas dazu verdient.
Mystischer Sensō-ji
Am Asakusa-Schrein wimmelt es wie immer vor Menschen. Ich bin froh, ihn auf meiner letzten Reise schon einmal am frühen Morgen besucht zu haben. Dennoch finde ich eine ruhige Ecke, von der aus ich die Pagode vor dem Nachthimmel in Ruhe bewundern kann.
Nachtaktive Hostel-Eulen
Nach einer Nacht im gemischten Schlafsaal des Wise Owl Hostels kann ich euch nur ans Herz legen: Bucht „mixed dorms“ nur im Notfall. Ich war bisher immer in Frauenschlafsälen mit wenigen Betten und habe diesmal eine Ausnahme gemacht, weil ich das Hostel so toll fand und alle anderen Optionen bereits ausgebucht waren.
Die Duschkabinen sind zwar getrennt, aber im Vorraum putzt man sich vor fremden Männern die Zähne oder föhnt sich die Haare. Den japanischen Jungs war das definitiv noch viel unangenehmer als mir. Anstrengend waren auch die amerikanischen Touristen, die mitten in der Nacht laute Gespräche über Nichtigkeiten im gemischten Schlafsaal führten, die alle aus dem Schlaf rissen.
Tipp: Starke Ohrstöpsel sind ein Muss. Meine Mama stattet mich immer mit Ohrstöpseln aus, die in ihrer Firma zum Schutz vor Maschinenlärm ausgeteilt werden. Glaubt mir, ich habe trotz aller Umstände geschlafen wie ein Baby.

Abschied von Tokio
Ich türme am nächsten Morgen entsprechend früh aus dem Hostel. Mir ist es lieber, mein Frühstück dort nur kurz aufzuwärmen und es zusammen mit einem Family Mart-Kaffee in Ruhe an der Uferpromenade zu genießen. Es ist mir ein Fest, die Japaner beim Spaziergang mit ihren durchgestylten Hunden, dem Austausch mit ihren Nachbarn oder beim Joggen zu beobachten, bevor ich mich auf dem Weg zum Flughafen mache.
Tipp: Es gibt verschiedene Stationen für öffentliche Verkehrsmittel in der Umgebung des Skytrees. Die mit dem Namen „Skytree“ ist die Station, von der sämtliche Metro-Linien abgehen. Für Express-Verbindungen zum Flughafen benötigt ihr aber die Station „Oshiage“, die weitere 10 Minuten zu Fuß entfernt ist.
Das finde ich allerdings auch erst heraus, nachdem ich mich verirrt habe. Mithilfe der guten, englischen Ausschilderung und eines hilfsbereiten Mannes, der mich verloren am Bus-Terminal aufgabelt, komme ich zum Glück schnell wieder auf Spur. Und meiner Rückreise steht vorerst nichts mehr im Wege.
Bis zum nächsten Mal, Japan! Du wirst mich ganz sicher wieder sehen.
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