Bucket list: Kiso-Tal

Eine Wanderung durch das Kiso-Tal ist wie eine Zeitreise. Entlang der alten Handelsroute Nakasendo warten traditionelle japanische Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Hier könnt ihr Kultur hautnah erleben: es fühlt sich nicht nur so an, sondern ihr lauft tatsächlich hier und da durch die Hintergärten der freundlichen Anwohner.

Handelswege durch die Berge

Von einer Wanderung auf der Nakasendo träume ich, seit mir eine amerikanische Touristin während eines Temple Stays in Südkorea begeistert davon berichtet hat. Die Nakasendo (wörtliche Übersetzung „Weg mitten durch die Berge“) ist eine alte Handelsroute, die das frühere Edo (Tokyo) und Kyoto miteinander verband.

Disclaimer: Das ist nicht mein Wander-Outfit

Auf dieser waren jedoch nicht nur Händler unterwegs, sondern auch Provinzfürsten (Daimyo), die dazu verpflichtet waren, dem Shogunen in Edo regelmäßige Besuche abzustatten. Das erklärt die teilweise entrückt luxuriösen Unterkünfte in den Dörfern entlang der Route. Im 19. Jahrhundert verlor die Nakasendo durch den Bau der Eisenbahn an Bedeutung. Ab diesem Zeitpunkt bekam sie stattdessen einen touristischen Fokus.

Zeitreise in Magome

Der heute bekannteste Teil der Nakasendo erstreckt sich über 9 km und verbindet über einen Pass die pittoresken Dörfer Tsumago und Magome miteinander. Ein Besuch fühlt sich an wie eine Zeitreise. Enge Straßen winden sich teils steil bergauf zwischen den bestens erhaltenen japanischen Holzhäusern hindurch. Teilweise drehen sich vor den Häusern sogar noch ein paar sehr fotogene Wasserräder.

Der Specialty Coffee Shop fällt da sicher aus dem Rahmen, dennoch weiß ich ihn bei unserer Ankunft sehr zu schätzen. Ich entscheide mich dazu, mir dort einen Flat White zu gönnen und plaudere mit den hippen japanischen Jungs hinter der Bar.

Auf meine ängstliche Nachfrage nach Bären auf dem Wanderweg reagieren sie dermaßen entspannt, dass es mir einen großen Schub Courage versetzt. Wir sind zu diesem Zeitpunkt nämlich am Hadern: Es ist morgens bereits schwül und heiß, was uns auf die Stimmung schlägt. Zudem verunsichert uns, dass kaum Menschen unterwegs sind. Die Schilder, die vor Bärenbegegnungen warnen, tun dann ihr Übriges.

Menschenleere Straßen

Ich suche zur Sicherheit noch einmal die Touristeninformation auf und lasse mir eine Wanderkarte mit Erklärungen aushändigen. Manchmal beruhigt es mich, noch etwas in guter alter Papierform in der Hand zu halten. Als auch diese freundliche Dame mir lachend versichert, dass sie auf dem populären Wanderweg noch nie einen Bären gesichtet haben, ist die Sache beschlossen: Wir wollen es wagen und brechen nach Tsumago auf!

Wandern auf dem Magome-Tsumago-Trail

Hätten wir uns an diesem kritischen Punkt nicht überwunden, hätten wir einiges versäumt. Nur wenig später sind deutlich mehr Menschen unterwegs und wir entspannen uns. Der Wanderweg ist nur am Anfang steil und danach vom Anspruch eher mit einem ausgedehnten Spaziergang zu vergleichen. Von Bären oder anderem Getier, weit und breit keine Spur.

German in the woods

Tipp: Die Infrastruktur in Magome ist deutlich besser als die in Tsumago. Wir hatten unser eigenes Essen dabei. Wenn ihr am Ende der Wanderung aber einkehren wollt, empfehle ich, in Tsumago zu starten und von dort aus nach Magome zu wandern.

Beide Orte sind durch Busse miteinander verbunden, die eigentlich sehr intuitiv zu finden sind. Alternativ könnt ihr natürlich die circa 2-3 Stunden einfach wieder zurück wandern.

Päuschen vor epischer Kulisse

Wir läuten brav jede Bärenglocke entlang des Weges. Dieser führt zumeist an einem friedlich plätschernden Fluss entlang. Wir passieren Bambuswälder, Wasserfälle und auf halber Strecke auch eine Hütte, in der ein aufgeschlossener älterer Japaner jedem Wanderer eine kostenlose Tasse Tee und ein Gespräch anbietet.

Flora und Fauna sind ein Genuss. Und je näher wir an Tsumago herankommen, desto mehr haben wir das Gefühl und wandern am Ende sogar tatsächlich durch die Hintergärten der Dorfbewohner.

Fotoshoot mit Dorfkulisse

Zurück in Magome, ziehen wir uns auf der makellos sauberen öffentlichen Toilette neben dem Parkplatz um und machen uns frisch. Wir möchten uns die Chance nicht entgehen lassen, noch ein paar schöne Erinnerungsschnappschüsse vor historischer Dorfkulisse zu machen. Dann brechen wir auf.

Wir fahren an diesem Tag noch bis nach Nara, wo wir die letzten gemeinsamen Tage unserer Reise verbringen werden, bevor es für mich alleine zurück nach Tokyo geht.

Verfasst von:

Hallo! Mein Name ist Daniela. Ich arbeite im Marketing und lebe in München. Wenn ich nicht gerade arbeite oder reise, übe ich traditionelle Kampfkunst, Yoga oder mache Wanderungen in den bayerischen Voralpen. Schön, dass du hier bist und Teil meines Weges sein möchtest.

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