Zurück ins Gleichgewicht: Ninh Binh

Mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf gerissen und auf einer dunklen Straße aus dem Bus geworfen – mein Start in Ninh Binh hätte sanfter sein können.

Doch ehe ich es mich versehe, radle ich durch idyllische Reisfelder, schaukle in traditionellen Booten auf ruhigen Flüssen und taue unter den Händen talentierter Masseure wieder auf. Was folgt, ist eine Etappe meiner Vietnam-Reise, die von Erholung und entspanntem Erkunden gerägt ist. Zwischen Karstfelsen und Tempeln, durch Höhlen und über verschlugene Wasserwege entdecke ich die Schönheit Vietnam’s „trockener Halong-Bucht“.

Abenteuerliche Ankunft

Meine Landung in Ninh Binh ist chaotisch. Zuerst kommt der Sleeper Bus mit über eine Stunde Verspätung am Büro von QT Motorbikes in Ha Giang an. Die Wartesituation ist angespannt: Immer mehr frustrierte Reisende sammeln sich in der Lobby während in regelmäßigen Abständen abgehetzte Busfahrer zur Tür herein stürzen und ihr Reiseziel in den Raum rufen. Die Dame an der Rezeption ist maximal desinteressiert. Sie gibt keine Informationen an uns weiter und die Unzufriedenheit steigert sich. Meine Mitwartenden sind nach der mehrtägigen Motorrad-Tour über den Ha Giang Loop völlig kaputt und am Limit.

Schlafbus mit interessanter Beleuchtung

Als unser Bus endlich eintrifft, stecke ich meine Ohrenstöpsel ein und falle trotz sehr beengender Schlafbedingungen sofort in einen tiefen Schlaf. Einmale wache ich noch kurz auf und schaffe es, meinen müden Körper im Dämmerzustand auf die Toilette einer schmutzigen Raststätte zu schleppen. Ich renne, da ich nicht mitbekommen habe, wie lange der Bus schon steht und daher keinerlei Gefühl habe, wann wir wieder losfahren.

Bis ich das nächste Mal um 5 Uhr morgens aus dem Tiefschlaf hochschrecke, da der Bus wieder anhält und ich mitbekomme, wie viele Leute aussteigen. Wir sind in Ninh Binh! Geistesgegenwärtig packe ich meine sieben Sachen und lande zusammen mit Anthony aus meiner Motorrad-Gang mit Sack und Pack am Straßenrand. Busbahnhof? Fehlanzeige! Der Fahrer hat uns einfach irgendwo entlang der Straße herausgeworfen, wo es für ihn gelegen war. Mitten in der Nacht, wo die Taxi-Mafia bereits auf uns wartet – ein abgekartertes Spiel. Wie mies. Immerhin ist nebenan schon eine Garküche offen, in der eine Oma in aller Seelenruhe Pho kocht.

Als ich auf mein Handy blicke, sehe ich fünf entgangene Anrufe von Phuong, meiner liebenswerten Gastgeberin in Ninh Binh. Wir sind bereits seit fünf Tagen per WhatsApp miteinander in Kontakt. Da sie wusste, dass ich als Frau alleine reise und in den frühen Morgenstunden mit dem Bus ankomme, besteht sie darauf, mich persönlich mit dem Roller einzusammeln. Auch wenn das bedeutet, dass sie dafür mitten in der Nacht aufstehen muss.

Back to life

Ich bin Phuong unendlich dankbar dafür, dass sie mich aus meiner misslichen Lage befreit. Da mein Zimmer so früh noch nicht bezugsfertig ist, organisiert sie mir eines in einer befreundeten Unterkunft, sodass ich eine heiß ersehnte Dusche nehmen und ausgiebig frühstücken kann. Meine Grundenergie ist wieder hergestellt. Vietnam-Reisen sind wirklich nichts für Zartbesaitete!

Ein Ort zum Durchatmen

Ninh Binh hat einen völlig anderen Vibe als Hanoi oder die Orte im Norden, die ich zuvor besucht habe. Die Vietnamesen sind hier auffällig serviceorientiert und lächeln viel. Ich fühle mich mehr wie eine Kundin, als wie eine Ware, die von A nach B bugsiert wird. Man merkt: Tourismus gibt es in dieser Region schon eine ganze Weile.

Zu so gut wie jeder Mahlzeit gibt es tropische Früchte. Vermutlich weil sie hier durch das wärmere Klima besser verfügbar sind. Aber auch, weil man verstanden hat: Wir Westler lieben die günstigen und frischen Tropenfrüchte in Asien.

Ich liebe die Wärme und bin so dankbar dafür, nicht mehr frieren zu müssen. Zeitweise ist es sogar möglich, im T-Sirt herumzulaufen. Hier fühlt sich Vietnam nach knapp zwei Wochen zum ersten Mal wie Urlaub an.

Meine Unterkunft, das Tam Coc Westlake Homestay trägt dazu wesentlich bei. Neben dem erstklassigen Service, warten täglich wechselnde Frühstücks-Kombinationen, köstlicher Kaffee und eine Handvoll süßer Bungalows auf mich, die um einen Pool herum gruppiert sind.

Spektakuläre Höhlen und Lotus-Teppiche

Direkt nach meiner Ankunft will ich mich eigentlich ruhig halten und von den Strapazen der letzten Tage erholen. Doch ich wäre nicht ich, wenn mich an neuen Orten nicht sofort die Neugierde zurück auf die Beine treiben würde.

Ich starte kurzum auf eine Bootstour, bei der ich mit einem netten Franzosen aus Paris zusammengruppiert werde. Er ist im selben Alter wie ich, Handball-Coach und ein echter Weltenbummler. Er erzählt mir über seine Reise nach Rajasthan in Nordinindien und ich merke, dass mich die Sehnsucht kitzelt.

Unsere Gespräche sind so interessant, dass ich mich ab und zu bewusst losreissen und mein Augenmerk wieder auf die beeindruckende Karstlandschaft richten muss, die uns umgibt.

Der Reiz dieser Bootstour besteht vor allem in der Fahrt durch Höhlen mit extrem niedriger Decke. So niedrig, dass wir uns beim Fahren zusammenklappen müssen, um nicht anzustoßen. Ein weiteres Spektakel: Die Vietnames:innen rudern hier traditionell mit ihren Füßen! Ein geniales Foto- und Video-Motiv und nebenbei auch noch eine nette Trinkgeld-Quelle für die Bootsführer:innen.

Wir fahren durch Teppiche aus Lotus-Blumen und amüsieren uns über einen Lastenkahn der Einheimischen, der so überladen ist, dass er mehr im als auf dem Wasser liegt.

Den Körper wiederherstellen

Das beste vietnamesische Rezept, um den Körper zu beleben sind heißer Ingwer-Zitronen-Tee und Massagen. Ich gönne mir beides. In nächster Nähe zu meiner Unterkunft befindet sich das Tâm Spa Tam Coc, das mir der Franzose auf unserer Bootsfahrt empfohlen hat.

Tam Spa

Das Spa wirbt damit, das beste in Tam Coc zu sein und meiner Meinung nach sind sie das auch. Ich bekomme mit ein paar Stunden Vorlauf einen Termin, werde professionell vom Inhaber empfangen und äußerst kompetent massiert. Die nette Frau merkt, dass ich immer noch völlig ausgekühlt bin und legt mir heiße Steine in Hände und Füße. Sie stellt mich wieder her. Ich gebe ihr ein entsprechendes Trinkgeld, da ich vermute: Auch hier geht der Paketpreis wohl vor allem an den Inhaber des Salons.

Ich habe mich später noch im Garden Spa Tam Cốc behandeln lassen. Das hat zwar auch gute Bewertungen und ich hatte einen tollen Plausch mit der Inhaberin, die den Spa zusammen mit ihrer Schwester hochgezogen hat. Das Facial war gut, aber mit der Qualität der Maniküre war ich nicht zufrieden. Ganz offensichtlich hatten sie dafür eine externe Person kommen lassen, die nicht richtig ausgebildet war und kein gutes Equipment dabei hatte. Schade!

Lieblings-Foodspots in Tam Coc

Danach gönne ich mir eine große vegetarische Pho und einen Papaya-Salat im Ngo Dong Vegan Restaurant. Das Restaurant ist super. Allerdings bin ich der Meinung, dass sie das Konzept eines im Lonely Planet empohlenen, erfolgreichen Restaurants im Ortskern kopieren, dem NGON Vegan.

Dort war ich über die Tage mehrmals essen und jedes Gericht war ein Volltreffer, vor allem das Tofu in Erdnuss-Ingwer-Sauce mit braunen Reis. Der Service ist freundlich, aber nicht überschwänglich, die Preise sind in Ordnung und die cleane, moderne Location lädt zum Entspannen ein.

In Ordnung fand ich das Veggie Banh Mi bei Banhmi Minh Khoi. Nicht besonders begeistert haben mich das Father Cooking Restaurant und die Xa Ot Noodle Bar.

Brick Coffee

Der Brick Coffee Shop befindet sich etwas außerhalb des geballten Stadtzentrums und ist durch einen kurzen Fußmarsch entlang der Hauptstraße nach Ninh Binh oder in einer schnellen Fahrradfahrt zu erreichen.

Der Name ist Programm: Das Café befindet sich in einem süßen Haus aus Ziegelsteinen. Euer Fahrrad könnt ihr dort sicher abstellen. Der freundliche Besitzer ruft mir bereits von weitem zu, dass ich mir keine Sorgen machen muss, denn seine Einfahrt sei mit Kameras ausgestattet.

Heimat-Gefühle

Das Café ist wunderbar, um ein paar Stunden zu verweilen, zu schreiben, zu organisieren, Fotos zu sortieren oder sich einfach bei einem guten Getränk abzukühlen und zu entspannen. Außerdem gibt es verführerisch leckere Smoothie Bowls, die an Zuhause erinnern.

Cham Bakery

Mein Highlight in Ninh Binh war das Chạm Bakery Café, das wesentlich mehr liefert als nur guten Kaffee. Die Bowls quillen über vor frischen, gesunden Zutaten. An das Café ist ein Atelier angeschlossen, in dem die Inhaber Kunstgegenstände auf Leinwand, aus Textil oder Gips produzieren.

Himmlische Bowls im Cham Bakery Café

Im Shop daneben kann man Einzelstücke erwerben. Es gibt für mich kein schöneres Souvenir! Ihr unterstützt mit dem Kauf gutherzige und talentierte Menschen und gleichzeitig habt ihr etwas wirklich Individuelles, das euch an diesen besonderen Ort erinnert.

Ein kleiner schlafender Wasserbüffel aus bemaltem Gips findet seinen Weg in meinen Besitz und lässt jedes Mal wenn ich ihn im Wohnzimmer-Regal sehe, warme Erinnerungen wach werden.

Sightseeing in Ninh Binh

Hang Múa (Mua Caves)

Die Mua Caves sind ein Must-visit und stehen ganz zurecht auf der Liste eines jeden Ninh Binh Reisenden. Ich leihe mir über meinen Homestay für umgerechnet 1 Euro ein klappriges altes Fahrrad, mit dem ich über Feldwege circa eine halbe Stunde zu den Caves fahre. Die Aussicht von den verschiedenen Viewpoints ist gigantisch, der Auf- und Abstieg abenteuerlich – ich begegne beängstigend vielen Menschen, die keine Treppen steigen können.

Good to know: Aufpassen müsst ihr bei den Parkgebühren. Findige Einheimische stellen sich euch weit vor dem Eingang bereits forsch in den Weg und fordern euch auf, euer Fahrrad gegen eine überhöhte Gebühr in ihrem Schuppen abzustellen. Mein Learning: Nicht beirren lassen, einfach weiterfahren – auch wenn es sich erst einmal so anfühlt, als würdet ihr eine Ordnungswidrigkeit begehen. Denn: Die offiziellen Parkplätze befinden sich weiter hinten. Fragt vorher in eurer Unterkunft, was die normalen Preise fürs Abstellen der Fahrräder sind, damit ihr eine gute Verhandlungsbasis habt.

Trang An Bootstour

Hahnenkrähen leutet meinen zweiten Tag in Ninh Binh ein. Er beginnt mit einem leckeren Pfannkuchen-Frühstück. Die Sonne scheint. Ich blicke auf den Pool, bin ausgeschlafen und meine Erkältung klingt ab. Life is good.

Für den heutigen Tag habe ich mir über meinen Homestay einen Fahrer gebucht. Mr. Ho wirkt zunächst auch sehr nett. Sein Englisch ist zwar gebrochen, aber er bindet mir stets den Helm um und fährt sehr achtsam.

Bötchen Fahren in Trang An

Unser erster Stopp ist Trang An, der Ausgangspunkt für Bootstouren durch spektakuläre Höhlensysteme und Wasserwege in einer mit Karstfelsen gespickten Landschaft. Hier wurden Teile des Kinofilms „Kong Skull Island“ gedreht. Mich juckt das nicht, viele andere Tourist:innen aber schon, denn die Gegend erfreut sich regen Zulaufs.

Aufgrund limiterter Kommunikation, verstehe ich erst nicht wirklich, worin sich die verschiedenen Routen unterscheiden und auf welche ich letztlich geschickt werde. Irgendwann erkenne ich, dass es sich um Route 3 handelt. Diese soll eine gute Mischung aus Tempeln und Höhlen abdecken. Klingt gut, los geht’s!

Deutsch-Vietnamesische Crew

Ich werde in ein Boot mit jungen Vietnames:innen gepackt. Das gefällt mir sehr gut. Nach ersten Berührungsängsten machen wir Selfies von und miteinander und gehen in den Austausch. Ich habe es hier mit privilegierten und sehr gebildeten jungen Leuten aus Hanoi zu tun, die als Business Analysten bei KPMG arbeiten.

Wir haben großen Spaß als wir durch die wirklich beeindruckenden Höhlen fahren, deren Decken so niedrig sind, dass wir uns streckenweise flach ins Boot legen müssen, um nicht mit dem Kopf anzustoßen.

Immer wieder steigen wir aus und gehen an Land, um uralte Tempel zu besichtigen, die entlang der Wasserwege erbaut wurden. Trang An ist aus gutem Grund so beliebt!

Hoa Lu Ancient Capital

Nach der 3-stündigen Bootstour bin ich ziemlich hungrig und genervt, dass mein Fahrer darauf nicht eingeht. Immerhin habe ich eine individuelle Tour mit ihm gebucht, die mit 17 Euro für vietnamesische Verhältnisse echt kein Schnäppchen ist. Später verstehe ich auch warum mich Mr. Ho dazu nötigt, statt Mittagspause noch schnell die Ruinen der alten Kaiserstadt Hoa Lu zu besichtigen.

Hoa Lu

Er karrt mich zu einem Restaurant, das völlig überteuertes, mieses Essen an Busladungen nichtsahnender Tourist:innen verkauft. Ganz offensichtlich geht es hier nur darum, Provision einzustreichen. Richtig schlecht – mein Vertrauen in Mr. Ho ist damit leider ruiniert.

Hoa Lu selbst ist klein, fein und einen Abstecher wert. Man ist recht schnell durch die Überbleibsel der stimmungsvollen alten Stadt spaziert. Zu viel sollte man sich nicht erwarten, aber ich würde auf jeden Fall empfehlen, einen Stopp einzuplanen, wenn es auf eurer Route liegt.

Bao Thien Stupa

Danach besichtige ich noch die höchste Pagode Südostasiens, die eine Reliquie des Buddha aus Indien enthält. An sich ist diese wirklich beeindruckend. Ich zahle das extra Geld, um sie von Innen zu besichtigen, die großen goldenen Buddha-Statuen rituell zu umgehen und mit dem Aufzug bis hinauf in die Spitze zu fahren.

Bao Thien Stupa

Der Weg dorthin und zurück ist aber sehr verwirrend und stressig. Es gibt Elektrowägen, deren Routen und Abfahrtpunkte nicht klar sind. Erst mit einer gedruckten Karte, die ich entlang des Weges aufsammle und anhand derer ich mich durchfrage, komme ich wieder heraus aus dem weitläufigen Park, in dem sich noch viele weitere Sehenswürdgkeiten befinden. Hier könnte man locker einen Tag verbringen. Ich bin abgehetzt, hungrig und gestresst.

Mein Fahrer ist leider auch hier wieder keine Hilfe. Es gibt vorab keine Erklärungen und ich habe keine Nummer von ihm für den Fall, dass ich verloren gehe. Und selbst wenn, hätte ich vermutlich nicht mit ihm kommunizieren können.

Als ich endlich aus dem Labyrinth heraus und zurück zu unserem Treffpunkt finde, treffe ich ihn tiefenentspannt beim Plaudern mit einem anderen Fahrer. Gut dass einer von uns beiden stressfrei durch den Tag kommt!

Als wir abfahren, begleiten mich anzügliche Pfiffe von Parkwächtern, die Mr. Ho ganz offensichtlich kennt. Ein No Go und etwas, das mir auf all meinen Asien-Reisen wirklich selten in dieser Form passiert ist. Es entspricht eigentlich nicht der Kultur und ist zum Glück eine unrühmliche Ausnahme.

Ich kann mir natürlich ausmalen, welche Gespräche vorab stattgefunden haben, die zu solch einer frechen Reaktion führen. Und Mr Ho macht keine Anstalten, seine Buddies in ihre Grenzen zu verweisen.

Der Fahrer bekommt von mir nur eine knappe Verabschiedung, als er mich wieder im Homestay abliefert. Ganz offenbar ist er enttäuscht und hat sich ein Trinkgeld erhofft. Ich bin wirklich am Hadern mit mir: Soll ich Phuong und ihrem Mann von meiner Enttäuschung berichten und damit verhindern, dass andere Tourist:innen eine ähnlich schlechte Erfahrung machen? Oder riskieren, dass der Mann seinen Job verliert? Nachdem ich die negativen Konsequenzen abgewogen habe, komme ich zur Einsicht, dass der Mann mehr zu verlieren hat und bleibe stumm.

Ich beende den Tag mit gemischten Gefühlen. Die Sehenswürdigkeiten waren toll, aber die Umstände verpassen mir einen kurzzeitigen Dämpfer. Auch das gehört zur Realität des Reisens.

Bich Dong Pagoda

Am nächsten Tag schwinge ich mich wieder auf mein Fahrrad und fahre selbst zu den Sehenswürdigkeiten. Während ich an gefluteten Feldern vorbei radele, in denen Bauern mit konischen Hüten ihre Arbeit verrichten, fühle ich mich ein bisschen wie Julia Roberts in ihrer Bali-Phase in Eat Pray Love.

Ich liebe das Fahrradfahren hier. Es gibt so viel zu beobachten. Die Menschen gehen ihrem Alltag nach, während ringsum Luxus-Hotels aus dem Boden gezogen werden. Eine Frau transportiert auf dem Fahrrad jämmerlich schreiende Gänse, die zu dritt, viert, fünft in viel zu enge Plastikkörbe gequetscht sind. Das absurdeste ist sicherlich eine Gruppe Ziegen, die auf der Suche nach Nahrung in große Müllcontainer am Straßenrand klettern.

Bich Dong Pagoda

An die Bich Dong Pagode stelle ich keine großen Erwartungen. Umso mehr begeistert sie mich. Ich bin früh dran und es ist noch nichts los, als ich von Ebene zu Ebene des in den Berg hineingebauten Heiligtums klettere.

Ganz oben ist gerade ein Film-Team zugange. Ich sehe bildschöne vietnamesische Schauspielerinnen, die einen weiblichen Mönch und eine Prinzessin verkörpern. Man kann in Vietnam immer gar nicht so richtig sagen, ob das jetzt eine Filmproduktion oder ein Team aus passionierten Hobby-Fotograf:innen und Modellen war. Denn auch Privatleute gehen hier aufs Ganze, wenn es darum geht, herausragenden Instagram und TikTok-Content zu kreieren.

Mein Sieg es Tages: Diesmal falle ich nicht auf den Parkgebühren-Trick herein. Nachdem auch hier eine ältere Dame frech die Hand ausstreckt und 20.000 VND fordert entgegne ich cool: Too expensive. Sie schaut mich entgeistert an, fasst sich jedoch ganz schnell wieder und entgegnet: Okay, 10.000 VND. Ich verziehe keine Miene, nicke und drücke ihr das vorab abgezählte Geld in die Hand. Sobald ich um die Ecke bin muss ich laut lachen. So läuft das hier!

Thung Nam Bird Valley

Zwei Worte: Don’t bother. Es tut mir Leid, das so hart zu formulieren, aber das schönste an meinem Besuch war die Fahrt dorthin und wieder zurück. Mit Tierbeobachtungen hat dieser Ort nichts zu tun. Ich sehe außerhalb des Parks mehr Vögel als darin. Der Park ist ein Disneyland für asiatische Tourist:innen, die dort vor künstlichen Props Fotos machen.

Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Für westliche Besucher:innen hat diese Sehenswürdigkeit keinen Reiz. Ich mache das beste daraus, radele durch den Park, gönne mir einen Salzkaffee und mache mich zeitnah wieder von dannen.

Fazit: Perfekte kleine Auszeit

Ninh Binh hat mich nach meiner anstrengenden Etappe im Norden wiederhergestellt. Ich konnte dort ein paar ruhige unverplante Tage genießen und die Seele baumeln lassen. Außerdem habe ich viele andere Traveller in den Cafés und Restaurants im Zentrum kennen gelernt. Da alles so überschaubar ist, landen diejenigen, die sich länger hier aufhalten unweigerlich an denselben Orten. Der Austausch beginnt meist interessant. Endet für mich dann aber spätestens bei Aussagen wie „I don’t want to work anymore“ oder „I am dealing with krypto“.

Ich schaffe es, meine Erkältung loszuwerden und komme wieder zu Kräften. Die Sonne scheint, das Wetter ist mild. Und nachdem Zentralvietnam vor Wochen noch unter Überschwemmungen gelitten hat, ist die Lage dort mittlerweile stabil. Das bedeutet für mich: Weiter geht’s in die alte Kaiserstadt Hue!

Der 10 Stunden Sleeper-Bus wartet bereits am Banhnhof von Tam Coc auf mich (diesmal wirklich!) als Phuongs Mann mich in Windeseile mit seinem Moped dorthin kutschiert und mich in die Hände des Busfahrers übergibt. Es ist der letzte Tag des alten Jahres. Wenn ich morgen aufwache, ist es 2025! Und ich mache das, was ich in meinem Leben am liebsten mache: Ich bin on the road, in einem fremden Land und erkunde in grenzenloser Freiheit die Wunder dieser Welt.

Verfasst von:

Hallo! Mein Name ist Daniela. Ich arbeite im Marketing und lebe in München. Wenn ich nicht gerade arbeite oder reise, übe ich traditionelle Kampfkunst, Yoga oder mache Wanderungen in den bayerischen Voralpen. Schön, dass du hier bist und Teil meines Weges sein möchtest.

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